Artemia züchten, halten, vermehren & verfüttern

Wer bereits seit einiger Zeit auf sein erfolgreiches Aquarium zurück schaut, wird über kurz oder lang vielleicht auch mal der Versuchung erliegen, seine Fische zu vermehren. Vielleicht haben sie das aber auch bereits von ganz allein getan mit mehr oder weniger gutem Erfolg. Auch wenn wir im Google-Zeitalter bereits meinen, alles zu wissen, gibt es dennoch eine Kleinigkeit bei der Fischaufzucht, die wir häufiger mal aus den Augen verlieren und von denen uns die Kellerkinder zwei Generationen vor uns ein Lied singen könnten: dem perfekten Fischaufzuchtfutter! (Ein befreundeter Fischzüchter gab mal auf die Frage, was er denn tun würde, wenn er wüsste, er hätte nur noch 12 Stunden zu leben die knappe Antwort: „Artemia ansetzen!“) Und sind wir erst einmal mit Haut und Haaren „drin“, in diesem Kreislauf aus Fischbabies füttern und Salzwasser anrühren, wird uns seine Antwort zum Schmunzeln bringen.

Was ist das Beste, das einem Fisch passieren kann? LEBENDFUTTER! Da beißt die Maus keinen Faden ab. Artemia-Nauplien sind einigen vielleicht noch als Feenkrebse aus dem Yps-Heft bekannt und all´ die Jahre über hat sich ihre Faszination nicht verloren und wurde für viele, mich eingeschlossen, zum allersten Versuchskaninchen, bevor an ein Aquarium überhaupt zu denken war. Mittlerweile gibt es sogar eigens für Kinder zusammen gestellte Experimentierkästen, mit denen sich diese, direkt nach dem Versuch, Salzkristalle zu züchten, an das lebende Objekt wagen können.

Erstlingsnahrung für Fischlarven

Wenn Fische die Wahl haben, bevorzugen sie, noch quasi unsichtbar und vielleicht so groß wie ein schwimmendes Komma, lebendes und nahrhaftes Futter als Erstlingsnahrung. Die meisten Fischbabies ernähren sich nach dem Schlupf aus dem Ei von ihrem Dottersack und hängen, salopp ausgedrückt, faul die ersten Tage fast bewegungslos am Bodengrund, an den Aquarienscheiben oder an Pflanzen, bis sie das erste Mal zur Wasseroberfläche aufschwimmen und ihre Luftblase füllen. Ab diesem Zeitpunkt ernähren sie sich selbstständig- unser Job als frischgebackene Fischeltern ist es nun also, darauf zu achten, dass die Rasselbande etwas anständiges in den Magen bekommt, damit sie gesund wachsen und gesund bleiben und nicht etwa Deformationen bilden.

Die meisten Fische verfügen noch nicht über die notwendigen Enzyme zur Verdauung und sind gerade daher auf die Enzyme der Futtertiere angewiesen. Auch wenn manche erwachsenen Fische später einmal hauptberuflich Vegetarier sind, so benötigen aber gerade die Jüngsten hochwertige tierische Proteine, um mal ein ausgewachsener Veggie zu werden. Nicht umsonst redet man bei der erfolgreichen Fischzucht auch von dem „Geheimnis der Profis“. Und hier erfahrt ihr nun ein bisschen Hintergrundwissen rund um den Artemia-Hype.

Artemia selber züchten

Artemia-Produkte zum Selbermachen und zum Verfüttern gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, sodass man schnell den Überblick verlieren kann und von der Auswahl schier überfordert wird. Was ist das eigentlich alles und braucht man das wirklich? Werfen wir mal einen schnellen Blick auf ein paar Suchergebnisse:

Dekapsulierte Artemia-Eier

Damit sind Artemia-Eier gemeint, die keine harte Eischale mehr haben. Diese wird mit einer Chlorlösung und Essig entfernt, danach gespült und wieder getrocknet. Zum schnellen Verfüttern sind diese Eier, die sogar noch mehr Nährstoffe enthalten als Nauplien, die ihre Kraft ins Schlüpfen aufbringen mussten, ganz praktisch- zum Beispiel, wenn man seinen eigenen Artemia-Ansatz aus Versehen aus den Augen verloren hat, aus Zeitgründen oder um den maximalen Nährgehalt zu verfüttern. Allerdings sollten dekapsulierte Artemia-Eier vor dem Verfüttern unbedingt in Aquarien-Wasser zum aufquellen gebracht werden, da diese es sonst im Fischmagen tun- und Bauchweh wollen wir unseren Lieblingen ja nicht zumuten. Einziger Nachteil: die verfütterten Eier bewegen sich nur einmal- und das von oben nach unten, wenn sie ins Aquarium fallen. Die meisten Aufzuchtaquarien verfügen über keine große Strömung, sodass der Jagdreflex bei den Jungtieren größtenteils ausbleibt. Und der Magen leer. Eignet sich daher eher als Menüabwechslung für Fische, die sich schon mit Dosenfutter auskennen alternativ können dekapsulierte Zysten aber auch erbrütet werden. Der Vorteil hier ist, dass man sich das Trennen sparen und die noch übrigen Eier nach der ersten „Ernte“ in einem zweiten Durchgang zum Schlüpfen bringen kann. Auch bei Artemiazysten gibt es Faultiere, die einfach noch eine Runde länger schlafen, als ihre Geschwister.

Artemia-Aufzuchtschale / das Ufo

Damit ist eine spezielle Konstruktion aus dem Hause Dohse gemeint, in der die Nauplien in einer abgedunkelten Schale mit einem Trenngitter im Salzwasser schlüpfen und, da Nauplien extrem auf Lichtquellen reagieren, in die helle Mitte über ein Sieb schwimmen, das dann zum Verfüttern einfach heraus genommen werden kann. Die Ei-Schalen verbleiben in der Schale. Das Ganze funktioniert ohne zusätzliche Belüftung, da die große Oberfläche genügend Sauerstoffaustausch ermöglicht. Praktisch ist diese Art, wenn man seine Aquaristik im Wohnzimmer betreibt und sich vom Luftpumpen- und Wassergeblubber nicht von seiner Serie ablenken lassen möchte oder immer nur eine geringe Menge an Lebendfutter benötigt.

Eier-Salz-Mischung

Diese Mischung ist bereits vorgemischt und besteht aus Artemia-Eiern und einem Salzgemisch, in dem sich auch schon mikronisiertes Phytoplankton befindet, das den Salinenkrebschen als Erstnahrung dient.

Liquizell/ ArtemioFluid/ Mikrozell/ Protogen

Wer Artemia-Nauplien zu richtigen Salinenkrebsen groß ziehen möchte, der braucht ein spezielles Futter, denn gerade dieses Thema führt zu den meisten Problemen bei der Aufzucht. Da Nauplien erst ab dem 2.-3 Tag ansatzweise Mundwerkzeuge ausgebildet haben, benötigen sie ebenso Futter in einer sehr winzigen Größe. Mikrozell ist atomisiertes Phytoplankton in Pulverform, Liquizell ist verflüssigtes Mikrozell, das die Kleinstpartikel in der Schwebe hält. Ab dem 3. Tag können die Nauplien mit Liquizell-Tröpfchen gefüttert werden, ab dem 8.-10. Tag mit Mikrozell. Gefüttert wird nur in solchen Minimengen, bis das Wasser eine sehr leichte Grüntrübung aufweist. Da die Futtermenge abhängig von der Menge Nauplien und der Beckengröße sind, ist die Angabe einer Dosierung schwierig- weniger ist jedoch auch hier mehr. Tipp: Mikrozell lässt sich übrigens prima mit einem Zahnstocher oder einer Stricknadel dosieren und verfüttern! Protogen sind konzentrierte und eingetrocknete Infusorien in verschiedener Größe, wie beispielsweise Ciliaten, Paramecien, Pantoffel-, Augen- und Wimperntierchen, die sich auf einem Nährsubstrat befinden. Infusorien werden auch Aufgusstierchen genannt, da sie beim Aufgießen mit Wasser zum Leben erwachen. Infusorien sind sogar noch kleiner als Artemia-Nauplien und eignen sich daher perfekt als Erstnahrung bei geschlüpften Fischlarven. Diesen werden 5-10 Körner ins Aquarium gegeben, am Tag danach wird die Menge verdoppelt. Infusorien werden solange gefüttert, bis die Fischjungen groß genug sind, um Nauplien fressen zu können. Infusorien können jedoch auch in Plastik- oder Glasschalen als Vorkultur gezogen und mit einer Pipette verfüttert werden. Übrigens: Infusorien eignen sich auch prima für Garnelen und andere Wirbellose! Gerade für Schneckenzüchter ist Protogen ein Erfolgsrezept. ArtemioFluid ist ein Flüssigfutter für Nauplien, das aus ultrafein homogenisiertem Phytoplankton besteht, ähnlich wie Liquizell, und sich ebenfalls sehr gut als Erstnahrung eignet.

JBL Artemia-Set mit Brutbehälter / Dohse Incubator

Dieses Set ist wohl das mittlerweile am häufigsten genutzte in der Aquaristik und wahrscheinlich auch das beliebteste. Daher dreht hier auch alles um diese Art des Lebendfutter selber machen. Das Set enthält einen Standfuß, einen konischen Trichter (den Brutbehälter) mit rundem Deckel, eine Sauerstoffpumpe mit Luftschlauch, sowie ein Sieb mit einem Auffangbehälter: der perfekte Start für die erfolgreiche Nauplienzucht! Wer ganz auf der sicheren Seite sein mag, baut sich hier aber noch zwischen Luftpumpe und Brutbehälter ein Rückschlagventil ein. Am Boden des Brutbehälters befindet sich ein Ablassventil, das die Schalen von den Eiern trennt. Das Set ist kinderleicht aufzubauen und zu pflegen. Ein umständliches Schalentrennen entfällt. JBL bietet passend dazu auch die vorgemischte Eier-Salz-Mischung an, die man nur noch mit Wasser auffüllen muss. Die Mischungen von anderen Herstellern

FAQs

Wie lange dauert es, Artemia aufzuziehen?

Die Dauer hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Temperatur und dem Futterangebot. Im Allgemeinen dauert es etwa 24-48 Stunden, bis die Artemia-Eier schlüpfen und zu Nauplien werden.

Welche Größe sollten die Artemia-Nauplien haben, bevor ich sie verfüttere?

Artemia-Nauplien sollten mindestens 0,5 mm groß sein, bevor sie verfüttert werden. Dies gewährleistet, dass sie von den Fischen gut aufgenommen werden können.

Wie oft sollte ich Artemia verfüttern?

Artemia ist eine gute Ergänzung zum normalen Futter der Fische. Es sollte jedoch nicht als alleinige Nahrungsquelle verwendet werden. Es wird empfohlen, Artemia ein- bis zweimal täglich zu verfüttern, abhängig von der Größe und Anzahl der Fische im Aquarium.

Wie lange kann ich Artemia aufbewahren?

Artemia-Nauplien sollten sofort nach dem Schlüpfen verfüttert werden, da sie schnell an Nährwert verlieren. Einige Artemia-Eier können jedoch auch für den späteren Gebrauch aufbewahrt werden. Es wird empfohlen, die Eier an einem kühlen und trockenen Ort aufzubewahren und sie innerhalb von sechs Monaten zu verwenden.

Kann ich Artemia-Nauplien auch für andere Tiere verwenden?

Ja, Artemia-Nauplien sind auch eine gute Nahrungsquelle für andere Tiere, wie zum Beispiel Garnelen oder Schnecken. Sie sollten jedoch darauf achten, dass die Nauplien für die jeweilige Art geeignet sind und die richtige Größe haben.

Gibt es besondere Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Artemia?

Beim Umgang mit Artemia sollten einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Es ist wichtig, hygienisch zu arbeiten und das Salzwasser regelmäßig zu wechseln, um eine Verschmutzung und das Wachstum von Krankheitserregern zu verhindern. Außerdem sollten die Artemia-Eier kühl und trocken gelagert werden, um ihre Haltbarkeit zu gewährleisten.

Fazit

Die Aufzucht von Artemia bietet eine vielseitige und nährstoffreiche Ergänzung zum Futter für Fischlarven. Mit den richtigen Techniken und Produkten kann jeder Fischzüchter erfolgreich Artemia selbst züchten, halten, vermehren und verfüttern. Es ist jedoch wichtig, sich über die Bedürfnisse der Fischlarven zu informieren und sicherzustellen, dass sie die richtige Größe und Zusammensetzung an Futter erhalten. Durch sorgfältige Planung und Pflege können junge Fische gesund heranwachsen und ihre volle Farbenpracht und Vitalität entwickeln. Die Artemia-Aufzucht bietet nicht nur den Fischen, sondern auch den Züchtern eine faszinierende und lohnende Erfahrung. Also, auf zu neuen Abenteuern in der Welt der Artemia!

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